Hochzeitsfotograf Boris Hoffarth begleitet schon seit vielen Jahren Paare am wichtigsten Tag ihres Lebens und hält die schönsten Momente auf Bildern fest. Boris ist Franzose und lebt im französischen Neuf-Brisach, macht aber regelmäßig Bilder auf Hochzeiten in Deutschland (z. B. in Freiburg) und in der Schweiz (Basel etc.). Im Interview verrät er uns, worauf es beim perfekten Hochzeits-Shooting ankommt und wie Paare den passenden Fotografen für ihre Hochzeit finden.
Wie bist du Hochzeitsfotograf geworden und was fasziniert dich an dem Job?
Ich habe mich schon immer für Fotografie interessiert, früher natürlich für das Fotografieren mit Analog-Kameras. Leider war das als Schüler und Student ein teurer Spaß, denn einen Film mit 24 Bildern zu kaufen, entwickeln zu lassen und Abzüge zu machen, war ganz schön kostspielig. Dazu kam, dass ich eben damals noch Anfänger war und vor dem Erstellen der Abzüge nie wusste, ob die Bilder etwas geworden waren – jedes Mal eine große Überraschung. Also habe ich das Fotografieren erst mal wieder sein gelassen.
2010 habe ich mir dann meine erste Digital-Reflexkamera gekauft, eine Canon 400D. Ich wollte unbedingt Menschen fotografieren, wusste aber nicht wie. Also habe ich mich auf die Suche nach passenden Workshops gemacht. Komischerweise habe ich aber bei mir in der Nähe ausschließlich Akt-Workshops gefunden 😉 2011 gab es dann eine Anzeige, in der jemand einen Fotografen für seine Hochzeit gesucht hat. Ich habe mich gemeldet und angeboten, die Bilder für die Hochzeit kostenlos zu machen. Danach kamen meine Internetseite und auch peu à peu die Anfragen. Was mich am Beruf des Hochzeitsfotografen fasziniert, ist einfach dabei zu sein, wenn zwei Menschen ihren schönsten Tag gemeinsam erleben.
Worin besteht die besondere Herausforderung, Bilder auf Hochzeiten zu machen?
Ich finde, eine Hochzeit zu fotografieren, ist sehr spannend. Der Ablauf von Hochzeiten ist zwar ziemlich gleich, aber natürlich gibt es dann doch feine Unterschiede, die das Ganze so interessant machen. Als Hochzeitsfotograf musst du einfach immer auf der Lauer und im richtigen Moment bereit sein. Du musst immer im Voraus planen und mitdenken, z. B. darf die Speicherkarte nicht plötzlich voll sein, wenn das Paar die Ringe tauscht. Bis ich die Karte gewechselt hätte, wäre der Moment schon vorbei. Wenn eine Hochzeit länger dauert, bin ich immer ganz schön kaputt, weil ich mich den ganzen Tag sehr konzentrieren und aufpassen musste. An so einem wichtigen Tag kann einfach jeden Moment etwas passieren, das sich lohnt, für immer festgehalten zu werden.
Was rätst du Paaren auf der Suche nach dem richtigen Hochzeitsfotografen: Wo und wie findet man Fotografen für Hochzeiten und was muss man beachten, wenn man sich für einen entscheidet?
Es gibt mittlerweile so viele Möglichkeiten, einen guten Hochzeitsfotografen zu finden, z. B. im Internet, auf Hochzeitsmessen oder man fragt Freunde. Letzteres ist eigentlich immer das beste, eine Empfehlung ist immer gut. Ich kann Paaren nur raten, jemanden auszusuchen, dessen Bilder ihnen gefallen, anstatt nach dem Preis zu gehen. Außerdem sollte natürlich die Chemie zwischen dem Paar und dem Fotografen stimmen.
Wie bereitest du dich auf ein Hochzeits-Shooting vor?
Als erstes treffe ich mich natürlich mit dem Paar vor der Hochzeit und wir schauen uns die Location für das Shooting an. Alles, was dann folgt, ist in der Regel eher spontan.
Woher nimmst du deine Ideen für die Bilder in Bezug auf Perspektiven, Kulissen, Requisiten und Posen?
Im Internet und im Speziellen auf Facebook kann man sich gut inspirieren lassen, was Posen, Perspektiven oder auch Technik betrifft. Workshops sind auch immer wichtig, um neue Ideen zu bekommen und mit anderen Fotografen zu sprechen.
Welche Locations eignen sich besonders gut für Hochzeitsfotos? Welche gar nicht?
Ich finde Straßen mit Pflastersteinen immer cool, eventuell mit einem alten Haus im Hintergrund. Was ich nicht empfehlen würde, ist vielleicht ein Industriegebiet. Letztendlich muss ich mich aber als Hochzeitsfotograf dem Paar anpassen. Sie entscheiden, wo die Fotos gemacht werden. Ich kann sie nur beraten.
Hochzeits-Locations in Deutschland
Hochzeitsfotos bei grauem Himmel, Regen oder Nebel – geht das überhaupt?
Mit meinem Equipment ist tatsächlich alles möglich. Ich finde lustigerweise grauen Himmel oder Nebel am besten. Das Licht bleibt dabei fast immer gleich. Außerdem ist es nicht so heiß, wenn ich mein komplettes Equipment von 10 Kilo tragen muss. Im Juli 2015 habe ich eine Hochzeit in Basel fotografiert. Wir hatten 40 Grad ohne eine Wolke am Himmel. Die Bilder der Hochzeit sind top geworden, aber es war einfach viel zu warm.
Was tust du, wenn das Brautpaar beim Posieren zu verkrampft wirkt und keine entspannte Atmosphäre aufkommen will?
Da ich ein sehr offener und lockerer Mensch bin, klappt es immer gut mit Humor. Wenn das Paar komische Posen machen will, können sie das tun. Aber wenn es nicht gut aussieht, bin ich sehr direkt und sage, was ich denke. Ich habe einmal einem Paar gesagt, dass sie gerade wie zwei Hasen aussehen. Wir haben alle gelacht und die beiden sind so locker geworden, dass die Bilder richtig super geworden sind.
Wie kann das Brautpaar dem Hochzeitsfotografen dabei helfen, gute Fotos zu machen?
Gute Frage … keine Ahnung. Doch, sie sollten nicht streiten. Das Paar sollte den Tag einfach locker sehen und Spaß dabei haben. Ein guter Hochzeitsfotograf sollte dem Paar helfen, locker zu sein um schöne Fotos zu machen, nicht umgekehrt. Er sollte auch beim Posen wissen, was das Paar am besten machen sollte.
Kann jeder Hochzeitsfotograf jedes Brautpaar fotografieren? Oder kommt es auf die Chemie an?
Bevor ein Brautpaar einen Hochzeitsfotografen aussucht, sollten es sich mit ihm treffen, telefonieren oder skypen. Wenn die Chemie nicht stimmt, macht es keinen Sinn. Ich habe mal eine Hochzeit abgelehnt, weil das Brautpaar und ich nicht so wirklich auf derselben Wellenlänge waren. Wenn die Chemie nicht stimmt, ist das Hochzeitsshooting eher eine Qual als dass es Spaß macht.
Was tust du, um das perfekte Gruppenfoto einer Hochzeitsgesellschaft zu schießen?
Da ich vor der Hochzeit schon weiß, wo ich das Gruppenfoto mache werde, ist das nie ein großes Problem. Ich muss nur laut sprechen und wie ein General Anweisungen geben. Das Ganze muss schnell gehen, schließlich wollen die Gästen trinken und nicht ewig Fotos machen.
Hast du einen Tipp, wie man schöne, möglichst ungestellte Fotos von den Hochzeitsgästen bekommt? Einwegkameras auf den Tischen, eine Hochzeits-Fotobox, …?
Da gibt es eine Waffe, sie wiegt circa 1 Kilo und hat eine Länge von 70 bis 200 Milimeter: eins meiner Objektive. Beim Aperitif habe ich in der Regel viel Zeit, aus größerer Entfernung Leute zu fotografieren, ohne dass sie es bemerken. So werden die Bilder ungestellt und natürlich. Eine Fotobox ist auch immer lustig, wenn die Gästen mitmachen.
Was war das Überraschendste, das du in deinem Job als Hochzeitsfotograf erlebt hast?
Oh, da gibt es viele überraschende Momente, z. B. eine Braut, die eine Stunde später kommt als alle anderen. Sie hatte die Ringe auf der Straße liegen lassen und musste sie noch suchen. Oder ein Bräutigam, der während der Trauung für 20 Minuten die Beine hochlegen musste. Oder auch Gäste, die während der Trauung einschlafen.
Vielen Dank für das Interview, Boris! Wenn ihr Boris Hoffarth als Hochzeitsfotograf anfragen wollt, schreibt ihm einfach eine E-Mail an info@borishoffarth.com.
Titelbild: © Boris Hoffarth