Warum einen DJ für viel Geld engagieren, fragen sich viele. Da lege ich einfach mal ein paar Lieder in den Laptop und schon funktioniert das. Dabei ist das harmonische, der Stimmung entsprechende Abspielen der Musik wie das Schaffen eines individuellen Raums, findet Mikeb, DJ bei weltklassejungs. Im folgenden Artikel erklärt er, worin für ihn die DJ-Kunst besteht und worauf es ankommt.
Den Gast auf eine musikalische Reise schicken
Der Party-Gastgeber und seine Gäste werden durch die gespielte Musik an verschiedene Erlebnisse in ihrem Leben erinnert: Bei dem einen spielt man “We will rock you” von Queen, da hat vor vierzig Jahren gerade seine erste große Liebe Schluss gemacht. Der andere hatte da sein erstes Trinkgelage mit Freunden, von denen aber nun schon einige gegangen sind. Wiederum ein anderer hat die Zusage zum Traumjob bekommen.
Wir reden bei Musik über Leben und individuelle Erlebnisse. Dankbar erinnere ich mich an die Zeit der Singles und LPs. Das Diskutieren der neusten Scheiben nach Mal Sondocks Mittwoch. Wir leben in einer schnellen Zeit und viele möchten zurück in die Zeit der “handgemachten” Musik. Und jetzt kommt der DJ und macht – egal ob mit Schallplatten, CD-Player oder Laptop – genau das. Ich behaupte ganz frech, das kann ein Zwanzigjähriger nicht nachempfinden. Ihm fehlt diese Zeit.
Jeder gute DJ muss das Publikum lesen können
Lesen allerdings, das kann jeder gute DJ, egal wie alt er ist. Damit gleicht er das, wenn er gut ist, wieder aus. Ich kann mit meinem Alter auch nicht die Erlebnisse kennen, die ein Jugendlicher hat, aber Lesen kann ich: die Augen, Bewegungen, das Schwingen der Luft im Raum, das kann eine Maschine zum Glück noch nicht.
Wir DJs sind Psychologen, Seelenwanderer, Geisterbeschwörer, wir sind die Gaukler, Medizinverkäufer des Mittelalters, manchmal ein verdampt schwerer Job, aber für mich gibt es keinen, der mehr Spaß macht. Wenn ihr gut seid, bekommt ihr mehr zurück, als ihr gebt. Wenn ihr es einen Abend nicht hinbekommt, dann bekommt ihr auch diese Antwort ehrlich und sofort. Das mag ich.
Wichtig: mit Musikrichtungen auseinandersetzen
Wichtig ist es für einen DJ, viele Stilrichtungen zu kennen und sich mit den Musikrichtungen auseinanderzusetzen, denn wenn ich etwas nicht mag oder die Schwingungen nicht spüre, dann nehme ich diesen Auftrag auch nicht an. Sorry weltklasse DJ, das geht einfach nicht.
Mein Vorbild in diesem Bereich ist Peter Maffay, der erst einmal jeden Musiker ohne Vorbehalt als Künstler sieht. Selbst den Sänger von Böhse Onkelz, wofür er sehr angefeindet wurde. Viele Leute mögen diese Musik, ich mag auch einiges davon, hoffe natürlich, dass es stimmt, was Stephan Weidner sagt, dass er nicht rechts ist.
Keine politische Musik
Denn hier wäre mein zweiter Einwand, ich würde nie auf einer politisch gehaltenen Party auflegen. Die Politik hat für mich in der Musik keinen Platz. Musik darf meiner Meinung nach Kritik und Protest im Text beinhalten, jedoch nicht auf Partys politisch benutzt werden. Selbst wenn Bob Dylan oder Joan Baez gespielt werden. Ausnahme ist die “fünfte”, oft “politisch” genannte Jahreszeit. Da lege ich als Fast-Kölner gerne auf. Ich mag es, karnevalistische Musik zu spielen.
Wirklich keine Ballermann-Mucke?
Zum Abschluss möchte ich noch etwas über die Musik, die, wie mir viele Gastgeber mit auf den Weg geben, niemals auf ihrer Party gespielt werden soll: “Ballermann-Mucke”. Seltsam, ab einer gewissen Uhrzeit wirkt aber oft genau diese Musikrichtung wie eine Rakete mit der größtmöglichen Schubkraft. Mit augenzwinkerndem Gruß, DJ Mike (billiard 8)
Dieser Experten-Artikel stammt von Mikeb. Schreibt uns euer Feedback und Fragen gerne unten als Kommentar.
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